Pfarrkirche St. Marein bei Knittelfeld
Die erste Kirche ließ Hartnid von Waldeck aus dem Geschlecht der Herren von Traisen 1075 auf seinem ausgedehnten Grundbesitz, der sich zwischen Kraubath und Pöls erstreckte, erbauen. Hier gründete Adalram von Waldeck 1140 ein Chorherrenstift, das zwei oder drei Jahre später auf die Hochebene von Seckau verlegt wurde. An die ursprüngliche romanische Kirche, von der die beiden Untergeschosse des Kirchturms erhalten sind, schloss sich die um 1364 errichtete gotische Anna-Kapelle an. Die heutige spätgotische Pfarrkirche, die zu den bedeutendsten Sakralbauten der Steiermark aus der Zeit Kaiser Friedrichs III zählt, ließ der Seckauer Propst Andreas Ennsthaler durch den Admonter Baumeister Niklas Velbacher von 1437 bis 1448 errichten. In der nördlichen Vorhalle, die Paradies genannt wird, sind die Steinbüsten von Bauherr und Baumeister zu sehen. Über dem Portal der Anna-Kapelle weisen die symbolhaften Tiere und Menschen die Eintretenden auf die Voraussetzungen für eine würdige Feier des Gottesdienstes hin. Die zweischiffige Hallenkirche zeichnet sich durch die südseitigen hohen Maßwerkfenster und bemerkenswerte Malereien im Sternrippengewölbe aus. Die Fresken über dem Presbyterium lassen Menschen-und Tiergestalten erkennen, die aus Blüten und Blättern herausragen. Sie deuten die drei Stände der mittelalterlichen Gesellschaft an, die Bauern, den Adel und die Geistlichkeit. In den Gesichtern spiegelt sich die Betroffenheit der Menschen, die sich gegen Gottes Gebote vergangen haben. Die Altäre stammen teils aus der Spätgotik, wie der Flügelaltar von 1524, teils aus dem Barock wie der Hochaltar mit den drei Stockwerken zu Ehren der Dreifaltigkeit, den 1703 Balthasar Brandstätter aus Judenburg geschaffen hat, und der Andreasaltar von 1711, der von Oberzeiring hierher kam. Auch die Kanzel gehört derselben Kunstrichtung an. Über dem Flügelaltar befindet sich das großflächige Fresko mit der Krönung Marias durch die drei göttlichen Personen, die als Menschen dargestellt sind. Es stammt aus dem Jahr 1492 und kam während der Innenrenovierung 2000 unter der Übertünchung zum Vorschein. Die nach den Vorgaben der Liturgiereform des 2. Vatikanischen Konzils durchgeführte Neugestaltung des Raumes umfasst den Hauptaltar, den Ambo und die Sessio, die Errichtung der ansprechenden Taufstätte sowie eine neue zweckmäßige Bestuhlung. Das ebenfalls aus der Spätgotik stammende Westportal führt mit seiner einladenden Symbolik in das Heiligtum. Kunstwerke, die Zeugnis geben vom Glauben ihrer Schöpfer, regen dazu an, den eigenen Glauben zu vertiefen.
Quelle: Mag. Dr. Othmar Stary OSB.